Die strengen Formen der Renaissance wurden im 16. Jahrhundert in Italien allmählich durch leichtere, schmückende Elemente ersetzt. Damit begann eine neue Stilrichtung, die nach einem portugiesischen Ausdruck für unregelmäßig und „schiefrund“ baroch genannt wird.
Im ersten Zeitabschnitt des Barocks stand der Kirchenbau im Vordergrund. Die Kirche Il Gesu in Rom mit ihrer mächtigen Laternenkuppel über dem Kreuzgrundriß wurde Vorbild. Die ganze Baumasse erhält durch Pilaster, verkröpfte Gesimse, reichen bildlichen Schmuck von Figuren mit flatternden Gewändern, Wolkenbildungen und Sonnenglorien eine malerische Bewegung, die das äußere monumental und majestätisch erhöhen. Nicht minder glanzvoll ist die Innenausstattung. Stuckarbeiten, Fresken und großartig gestaltete Altäre verwandeln durch die Zusammenarbeit von Baumeister, Maler und Bildhauer die Kirchen zu einem harmonischen, glanzvollen und festlichen Raum.
Bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts hatte sich der Barockstil in der Kirchenbaukunst entwickelt; nun trat Profanbau in den Vordergrund. Weltliche und geistliche Fürsten wetteiferten in der Ausführung von Palästen und Stiftsbauten. Prachtvolle Stiegenhäuser führen zu prunkvoll ausgestatteten Fest– und Repräsentationsräumen. Sie bilden die bevorzugten Bauteile barocker Schlösser und Stifte.
Der in Italien bereits herrschende Barock kam gegen Ende des 16. Jahrhunderts in die Steiermark. Noch sind es italienische Architekten und Künstler, die hier die Mausoleen für Erzherzog Karl in Seckau und für Kaiser Ferdinand in Graz schufen. Das Baugeschehen war von Italienern im Lande beherrscht. So sind 17 Meister der Familie Carlone bekannt, 1638 befand sich unter den 12 Vorstehern der Grazer Maurer- und Steinmetzzunft nur ein Nichtitaliener. Aber die durchgeführte Gegenreformation und der siegreiche Kampf nach der erfolgreichen Türkenabwehr vor Wien 1683 ließ neue Lebenslust, Reichtum und Frohsinn, sowie Vertrauen in die eigene Kraft und ins eigene Können landesweit einziehen. Allmählich bekamen heimische, vielfach noch in Italien geschulte Künstler Aufträge.
Im Weizer Raum kann die zweigeschossige, tonnengewölbte Schloßkapelle von Thannhausen, die mit 1606 datiert ist, als der erste frühbarocke Sakralraum und als einer der ersten in der Steiermark überhaupt bezeichnet werden. Er weist die strenge Anfangsphase des Übergangs von Renaissance zum Barock auf. Flache Stuckbänder, Rosetten und Engelköpfe gliedern und verzieren das Gewölbe. Der Altar, in Blau und Gold gehalten, ist noch flach gestaltet und weist als Ornament das aus dem 16. Jahrhundert stammende Beschlag- und Rollwerk auf.
Im Jahre 1640 wurde unter dem Marktrichter Peter Rechinger der Umbau der Taborkirche beschlossen und eine Sammlung unter den Bürgern, den Stiftsleuten der Taborgült sowie unter der Bevölkerung der Umgebung eingeleitet. Der Umbau selbst erfolgte im Jahre 1644. Von den Baumeistern Georg Eisner und Georg Schedl wurden im Kirchenschiff ein Kreuzgratgewölbe eingezogen, das auf errichteten Wandpfeilern lastet, ferner die Fenster der Kirche vergrößert, eine Musikempore errichtet und der Turm über dem alten Chorquadrat zum wuchtigen, das Ortsbild beherrschenden Wehrturm mit seinem charakteristischen Helmdach ausgebaut. Schließlich stammt auch die Seitenkapelle an der Nordseite des gotischen Anbaues aus dieser Ausbauphase.
Auch an der mittelalterlichen Weizbergkirche wurden im 17. Jahrhundert verschiedene Bauarbeiten durchgeführt, wie uns das Steinrelief an der doppelarmigen Aufgangsstiege zum Gotteshaus verrät und die Pfarrchronik berichtet. Der Turm trägt ein achteckiges Glockengeschoß, das von einem barocken Laternenhelm bekrönt wird. Baumeister Franz Isidor Carlone aus Graz und Zimmermeister Mathias Graff aus Weiz führten 1683 Umbauten am Pfarrhof und an der Kirche durch, für die 1668 der Steinbildhauer Joseph Carlone eine Frauensäule geliefert hatte.
Im Schloß Thannhausen begegnen wir wieder einem Mitglied der Familie Carlone. Hier errichtete 1723 Baumeister Josef Carlone für Josef Graf Wurmbrandt südlich der Einfahrt ein geräumiges Stiegenhaus, ferner gestaltete er die Hofkorridore des Osttraktes neu.
Von 1623 bis 1773 waren durch Erbgang die Leobner Jesuiten im Besitze des Schlosses Radmannsdorf in Weiz. Sie bauten im 17. Jahrhundert an das Renaissancegebäude gegen Süden einen dreigeschossigen Wohntrakt, der einen großen Hof einschloß. Er besaß turmartige vorgezogene Eckbauten, war nach den Jesuiten als militärisches Erziehungshaus, später als Schul-, Wohn- und Amtshaus in Verwendung, wurde jedoch 1972 abgetragen.
Auch der bürgerliche Wohnbau wurde durch die Arbeiten an herrschaftlichen Bauwerken angeregt und erfuhr eine Belebung, der das Ortsbild wesentlich bereicherte und durch eine harmonische Ausgewogenheit in den Formen angenehm auffällt.
Als nach dem glorreichen Sieg über die Türken vor Wien die unmittelbare Kriegsgefahr abgewendet schien, waren die einst errichteten Taboranlagen überflüssig geworden. Auch in Weiz wurde die Wehranlage um die St. Thomaskirche abgetragen und der Verteidigungsgraben zugeschüttet und eingeebnet. An ihrer Stelle entstand 1689 das Wohngebäude gegen den Marktplatz zu, das mit diesem durch eine Stiegenanlage verbunden ist. Die an so manchen Häusern angebrachten Jahreszahlen verraten ihre Entstehungszeit oder die des An- oder Umbaues. Am Hause Hauptplatz 18 befindet sich neben dem schönen Rundbogentor unter der Statuennische des hl. Florians das Erbauungsjahr 1644. An der Giebelwand des Gewerkenhauses Schlacher steht über einem leider schon ausgewitterten Wandbild das Jahr 1697 vermerkt. Innerhalb einer Stuckumrahmung am Giebelfeld des Hauses Lederergasse 5 ist die Zahl 1777 aus Putz geformt zu lesen. Am zweiten Herrenhaus des Klingenschmiedes Mosdorfer ist das Jahr 1792 angegeben. Freude am Hausschmuck durch Anbringung von Wandfresken oder durch ornamentale barocke Stuckrahmungen der Fenster lassen die Häuser Hauptplatz 11 und 18 wie das erste Hammerherrnehaus erkennen. Ein barockgeschmiedeter Fensterkorb schmückt eine Giebelseite des Pfarrhofes auf dem Weizberg. Aber auch an Werksgebäuden der einstigen Klingen- und Sichelschmiede Mosdorfer ging die gestaltungsfreudige Barockzeit nicht vorüber. Sowohl das Hammergebäude wie den „Kohlenbarren“ zieren geschwungene Giebelmauern mit Schmuckvasen.
Zur Feindesgefahr im 16. und 17. Jahrhundert gesellten sich „Pestilenz und Tod“ als weitere Landplagen, die der Bevölkerung schwere Prüfungen auferlegten. Als Dank vor ihrer Bewahrung entstanden nach Gelöbnissen Pestkapellen, Marien- und Pestsäulen mit den Bildern der Pestheiligen Sebastian, Rochus und Rosalia. In Krottendorf wurde 1684 eine Kapelle gebaut, in Oberdorf steht ein Pestkreuz aus dem Jahre 1692; die Pestsäule an der Marburgerstraße in Weiz besteht nicht mehr. Neben diesen Zeugen einer großen Notzeit gibt es zahlreiche gemauerte Dorfkreuze, Bildstöcke wie kleine Kapellen aus der Barockzeit. Zu den schönsten Kapellen zählt die im Jahre 1738 auf der Wegscheide in Weiz errichtete Marienkapelle mit einer Laternenkuppel über einem Kleeblattgrundriß. In diese Zeit fällt auch der Johannes von Nepumukkult. zu seinen Ehren als Brücken- und Wasserheiligen wurden an zwei Brücken über den Weizbach in Weiz, am Nordabgang von der Weizbergkirche (signiert 1738 von Philipp Jakob Straub) und vor dem Eingang zum Schloß Thannhausen Statuen errichtet.
Wenn wir die Schloßkapelle von Thannhausen der ersten, strengen Anfangsphase des Barock zugeordnet haben, so haben wir in der Weizbergkirche den letzten großen Kirchenbau des Landes dieser Stilepoche vor uns. Er bildet den absoluten Höhepunkt der spätbarocken Bautätigkeit im Weizer Raum. Baumeister Josef Hueber gelang die Verschmelzung von Langhaus- und Zentralbau zu einem barocken Einheitsraum. Zwischen Eingangshalle und Altarraum liegen drei Langhausjoche, von denen das mittlere in Konchen ausladet. Dadurch entsteht eine rhythmische, im erweiterten Mitteljoch anschwellende Bewegung, die den ganzen Baukörper wunderbar belebt. Flachkuppeln überspannen die einzelnen Wandpfeilerjoche. Die Zweiturmfassade wirkt vielleicht etwas schmal, bei dem herrschenden Platzmangel stellt sie aber in der Verbindung mit der doppelarmigen Aufgangsstiege eine hervorragende Lösung dar. Josef Ritter von Mölk, Hofkammermaler aus Tirol, der in Graz eine vielbeschäftigte Werkstätte unterhielt, schuf 1771 mit drei Gehilfen das Hochaltarbild für die St. Thomaskirche im Markt, die sechs großen Bilder für die Seitenaltäre der Weizbergkirche und freskierte den ganzen Kirchenraum. Mit der Scheinarchitektur bei der Darstellung des Tempels von Jerusalem im Gewölbe des Mitteljoches gelang es ihm, den Raumeindruck wesentlich zu erhöhen und den Zentralraumgedanken des Baumeisters hervorragend zu unterstützen. Der aus Sexten stammende Bildhauer Veit Königer ist der Meister des Hochaltares. Er knüpfte an Arbeiten Johann B. fischer von Erlach mit der theatralischen Säulenstellung des Altaraufbaues an, in die er seine schlanken Figuren stellte. Bestens gelang ihm die Einfügung der Pieta aus dem 15. Jahrhundert. Der Werkstätte Veit Königers werden auch der Rosenkranzaltar mit dem Rokokodekor und der Hochaltar der Taborkirche zugeordnet. Die hervorragend gestaltete Kanzel und die übrigen Altäre der Weizbergkirche sind Arbeiten des Grazer Bildhauers Jakob Payer.
An dieser Stelle wird auf die ausführlichen Aufsätze „Die barocke Weizbergkirche“ und „Kirchweih vor 250 Jahren“ hingewiesen.
Der Sieg der absolutistischen Idee, die abgeschlossene Gegenreformation wie die siegreiche Abwehr des türkischen Erbfeindes bildeten die Grundlagen für den künstlerischen Aufschwung des Barocks, der im 17. Jahrhundert begann und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts anhalten sollte. In der Verschmelzung der italienischen mit der französischen Formenwelt wurde eine eigenständige Kunst österreichischer Prägung geschaffen. Auch am Weizer Raum ging diese Zeit nicht spurlos vorüber. Freuen wir uns der vielen kleinen und großen barocken Kostbarkeiten, die das Landschaftsbild der Heimat mitprägen. Sie zu erhalten ist eine vornehme Aufgabe und ernste Verpflichtung.
(1907-2001) war Weizer und Lehrer aus Leidenschaft.
Besonderes Anliegen war ihm immer, wie er es nannte – ein volksbildnerisches Bestreben, auf die geschichtliche Vergangenheit unserer Heimat hinzuweisen.
In diesem Sinne werden hier auch seine Texte veröffentlicht, dass sie auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich werden, bzw. bleiben. Die Texte sind bis auf kleine Korrekturen in der Rechtschreibung unverändert gegenüber den Originaltexten. D.h. es kann sein, dass sie auch vom Stil her etwas antiquiert wirken.
Super !!
Ganz liebe Grüße !
Oswin Donnerer
Lieber Oswin,
Danke für deine Rückmeldung, leider komme ich viel zu selten dazu, hier etwas zu tun …
LG Franz
Tolle Homepage mit sehr gut recherchierten Beiträgen!!!
LG,
Gernot Schafferhofer
Danke für deine positive Rückmeldung!