Die Fertigstellung der barocken Pfarr- und Wallfahrtskirche zur „Schmerzhaften Muttergottes“ auf dem Weizberg und ihre kirchliche Weihe am 22. Juli 1776 sind begründeter Anlass, nach zeitgenössischen Schilderungen der Chronisten von den damaligen Festlichkeiten zur Kirchweih zu berichten:
„Es war der achte Sonntag nach Pfingsten und der Vorabend des Kirchweihtages.“ An ihm fand der feierliche Empfang des Bischofs von Seckau, Joseph Philipp Franz Reichsgraf von Spaur statt, der als Konsekrator zur Kirchweih aus Graz nach Weiz gekommen war. „Vom Eintritt in die Pfarre Weiz bis auf den Weizberg wurde er von einer Reihe Ehrenbezeigungen begleitet. Auf dem Kogl bei Mitterdorf wurden Pöller gelöst. Beim sogenannten Bärentalerkreuz standen mit ihren Christenlehrfahen die Nachbarschaften oder Scharen: Kogl, Hafning, Greith, Mortansch und Gutenberg.“ Der mit vier Pferden bespannte Reisewagen des Bischofs nahm den Weg durch das Bärental, wie die Strecke des Raabtals zwischen Kogl und Steinberg genannt wurde, über die Höhe an den Pilzäckern und den Feldern der Mayerhof Brandt vorbei, wo gerade das Getreide als Sommerung und Wintersaat im Rhythmus der Fruchtfolge der alten Dreifelderwirtschaft golden heranreifte. „Beim bürgerlichen Ziegelstadel„, wo der Fahrweg das Sträßlein von Greith erreichte, „standen die Scharen von Preding, Göttelsberg, Pirchbaum, Haselbach, die Weizer Bauern, die Knechte und Mägde des Marktes Weiz. Dreißig Bürger, schön ausgerüstet und wohl beritten, mit Standarten, Trompeten und Pauken, welche letzterer Herr Strohmayer, Bäckermeister, als ein Mohr verkleidet geschlagen hat, begleiteten den Wagen bis auf den Weizberg.„
Auf dem Hauptplatz wurde der festliche Zug vom Marktrichter und dem vollzählig erschienenen Magistrat erwartet und empfangen. „Sie waren in blaue Mäntel gehüllt„, trugen ihre festliche Amtstracht. „Das Bürger-Grenadiers-Chorps, einige dreißig Mann stark, alle ganz neu montiert (eingekleidet), die Röcke von grünem, die Westen von rotem Tuche, die Spielleute ganz rot in Tuch gekleidet, mit seidenen Borden garniert (verziert). Diese Grenadiere gaben Salve; auch Pöller wurden am Tabor und auf dem Weizberg losgebrannt.“
„Vom Bürgerspital„, das einst in der Birkfelderstraße bei der Einmündung der heutigen Kapruner-Generator-Straße stand, entlang der Spitaläcker, des Bürgerfriedhofes und des Hungerfeldes „bis auf den Weizberg standen weiters mit ihren Fahnen die Scharen von Naas, Püchl, Etzersdorf, Reggerstätten, Oberdorf, Raas, Oberfladnitz und Weizberg. Auf der Wegscheide empfingen den Fürstbischof die sechs Zünfte mit ihren Fahnen.“ Hier hatten die Zechmeister oder Zunftvorstände mit den Meistern, Gesellen und Lehrjungen Aufstellung genommen uns schlossen sich dem Zuge zur Kirche an. „Die ganze Ordnung leitete und überwachte Kaplan Josef Hueber, und zwar zu Pferd. Im Friedhof um die Kirche paradierte wieder das Grenadiers-Chorps mit bestens harmonierender Feldmusik (Pfeifer und Trommler). Desgleichen waren im Friedhof aufgestellt zwölf Knaben und zwölf Mädchen in Schäferkleidung, schön, nett und annehmlich ausgezert.“ Nächst dem Schulhaus erwartete die Geistlichkeit den Oberhirten. Unter feierlichem Glockengeläute und den Gebeten der Gläubigen zog der Bischof in das neu erbaute Gotteshaus ein. „Damit war die Empfangsfeierlichkeit am Vorabend abgeschlossen. Der Bischof nahm anschließend für eine Woche im Pfarrhof Quartier.“
Am nachfolgenden Tag erfolgte in feierlicher Form und unter Teilnahme vieler Wallfahrer aus Nah und Fern die Weihe der Kirche. Zur musikalischen Gestaltung des Festgottesdienstes trugen der Organist und Schulmeister der Pfarrschule Ignatz Kneschaurek mit seinen beiden Cantores und Schulgehilfen wesentlich bei. Ihnen oblag ja die Ausbildung der Sänger, Streicher und Bläser wie die Wartung der Instrumente des Kirchenchores.
In Verbindung mit dem Festgottesdienst wurde die Fahne des „Thannhausner-Bezirks-Grendiers-Chorps Weiz“ geweiht, das sich schon am Vortag durch sein gutes Auftreten ausgezeichnet hatte. Dieses Chorps scheint jedoch nicht über 1750 zurückzureichen und entstand lediglich unter dem Schutze der Bezirksobrigkeit Thannhausen.
Von den folgenden Tagen wird berichtet: Am 24. Juli spendete der Bischof das Sakrament der Firmung den Weizer Pfarrkindern, am Donnerstag und Freitag auch den fremden Pfarrkindern, insgesamt an 5882. Aber auch die „erholende, gesellige Fröhlichkeit“ kam nicht zu kurz. Bei einem Scheibenschießen gewann der Fürstbischof einen doppelten Cremnitzer Ducaten als Best.
Der Chronist schließt sein Zeitbild mit der Feststellung: „Zur Verherrlichung dieser Festlichkeit, dergleichen die Pfarre Weizberg früher wohl nie eine ähnliche gesehen haben mochte, haben die Bürger des Marktes und die Landgemeinden der Pfarre alle ihre Kräfte aufgeboten und das Möglichste geleistet.„
(1907-2001) war Weizer und Lehrer aus Leidenschaft.
Besonderes Anliegen war ihm immer, wie er es nannte – ein volksbildnerisches Bestreben, auf die geschichtliche Vergangenheit unserer Heimat hinzuweisen.
In diesem Sinne werden hier auch seine Texte veröffentlicht, dass sie auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich werden, bzw. bleiben. Die Texte sind bis auf kleine Korrekturen in der Rechtschreibung unverändert gegenüber den Originaltexten. D.h. es kann sein, dass sie auch vom Stil her etwas antiquiert wirken.