Basilika am Weizberg

Die Barocke Weizbergkirche

Das mittelalterliche Gotteshaus auf dem „Kirchberg ob Weiz“ war der Überlieferung nach schon früh zur Wallfahrtsstätte geworden. Die Zahl der Gläubigen war insbesondere in den Notzeiten der Türkenkriege oft so groß, dass die Kirche sie nicht fassen konnte. Man versuchte mehrmals durch Zu- und Umbauten das Gotteshaus geräumiger zu gestalten, doch brachten sie nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb entschloss sich Dechant und Erzpriester Dr. Franz Riedlegger, einen Neubau ausführen zu lassen. Sein Tod im Jänner 1755 hinderte ihn, den Bau selbst in Angriff zu nehmen. Er widmete jedoch letztwillig sein ganzes Vermögen diesem Zwecke, weshalb sein Nachfolger Dr. Paul Hieronimus Schmutz unverzüglich mit den Arbeiten zu dessen Verwirklichung beginnen konnte.

Protrait Paul Hieronimus Schmutz
Paul Hieronimus Schmutz Bauherr der Basilika am Weizberg

Noch im Jahre 1755 wurde der enge Kirchplatz mit dem Friedhof vergrößert, die alte Friedhofsmauer mit den Verkaufsständen abgetragen, eine neue Umfassungsmauer aufgebaut und eine Stiege gegen den Markt angelegt. Ein Jahr später wurde die zweiarmige „große Haupt-Stiege“ mit den Podesten für den Feuerpatron St. Florian und den Wetterheiligen Donatus vollendet. Die beiden Statuen werden dem Grazer Bildhauer Philipp Jakob Straub zugeschrieben, der auch die Sandsteinfigur den Johannes Nepomuk beim Nordabgang anfertigte und 1731 signierte.

Sandsteinfigur Johannes Neppomuk
Sandsteinfigur Johannes Neppomuk

Es ist verständlich, dass sich ein Bauherr vom geistigen Format eines Universitätslektors und Erzpriesters wie Schmutz zum Bau einen der fachlich bestbewährten Baumeister holte. Joseph Hueber aus Graz, Baumeister der Landstände und des Hofes, übernahm mit seinem Stiefsohn Ignaz Carlone den Bau und führte ihn neben dem Abbruch der alten Kirche in den Jahren 1757 und 1758 aus. Am 8. Dezember konnte bereits die feierliche Übertragung der Gnadenstatue der „Schmerzhaften Mutter“ in die neue Kirche erfolgen.

Nun musste auf der Baustelle eine Pause eingelegt werden, da die Geldmittel erschöpft waren. Doch wurde die Zeit mit Vorarbeiten, Planungen und Auftragsvergaben genüzt. 1766 folgte der Aufbau der beiden 44 Meter hohen Fronttürme, 1771 wurde das Kircheninnere mit seinem Freskenschmuck versehen und der eindrucksstarke Hochaltar aufgebaut.

Dechant Dr. Schmutz erlebte die Fertigstellung, der von ihm so großzügig konzipierten Kirche, nicht. Er starb am 2. Feber 1773. Bauvollender war sein Nachfolger Josef Peihthor, letzter Erzpriester und ab 1786 erster Kreisdechant. Unter ihm wurde der Außenputz durchgeführt und in den folgenden zwei Jahren die weitere Innenausstattung geliefert und vollendet. Am 22. Juli 1776 erfolgte die feierliche Konsekration des neuen barocken Gotteshauses.

Der Kirchengrundriss lässt drei Joche in einer Rechteckanlage erkennen, die in der Mitte einen Zentralraum aufweisen, der von einer Flachkuppel überwölbt ist und seitlich in Konchen ausladet. Der Chor, ebenso wie die Vorhalle mit der Musikempore, springen etwas ein, so dass eine rhytmische, im Mitteljoch anschwellende Bewegung den ganzen Baukörper einheitlich zusammenfasst und wunderbar belebt. Pilaster- und Dreiviertelsäulen stützen das breit ausladende Kranzgesimse. Stuckarbeiten an Kapitällen und Wänden (Formentini, Bruß) ergänzen den Formenreichtum. Im Gegensatz zur Weite des Innenraumes steht die Front mit den hohen überschlanken Türmen, denen die nach dem Brande von 1792 aufgesetzten Dächer ihre kennzeichnende Note geben. Der konkav zurücktretende Mittelteil der Fassade ist über dem Eingangstor durch ein Dreiviertelrelief einer Maria Himmelfahrt und zwei Engeln mit Blumenkränzen zu beiden Seiten aufgelockert. Die Figurengruppe stammt von der alten Kirche und wird ebenfalls Philipp Straub zugeschrieben. In der Nische zwischen den Türmen steht eine Himmelskönigin von Zeilinger d. Älteren. Die Statue war ursprünglich im Schlosse Münichhofen, kam später in den Garten des Schlosses Radmannsdorf und schmückt seit 1832 die Kirchenfassade.

Grundriss der Basilika am Weizberg
Grundriss der Basilika am Weizberg

In der beachtlich kurzen Zeit vom 3. April bis 11. November 1771 entledigte sich der aus Tirol stammende Hofkammermaler Josef Adam Ritter von Mölk mit drei Gehilfen seines Malauftrages. Er schuf sechs große Wandbilder für die Seitenaltäre und das Hochaltarbild der Taborkirche und freskierte den ganzen Kirchenneubau. Die Szenen an der Wänden und Decken behandeln das Marienleben. Seine Malerei bringt heitere Festlichkeit und unterstützt den Raumgedanken des Baumeisters. Am eindruckstärksten ist das Gemälde im Mitteljoch, das der Künstler zu einer hohen illusionistischen Kuppel umgewandelt hat.

Das künstlerische Glanzstück der Inneneinrichtung bildet der Hochaltar, ein feierliches Werk, des einer Südtiroler Bauernfamilie aus Sexten entstammenden Bildhauers Veit Königer. Ihm ist es gelungen, das gotische Steinbildnis der „Schmerzhaften Mutter“ vom Lettner der alten Kirche geschickt in den großen barocken Altaraufbau zu postieren. Die Tischlerarbeiten übertrug er dem Grazer Meister Johann Hermann.

Die prunkvolle Kanzel, der Taufstein und die Aufbauten der Seitenaltäre sind beachtenswerte Arbeiten des Bildhauers Jakob Payer, eines Schülers Josef Schokotniggs.

Eine Erinnerung an die alte Kirche bilden mehrere Grabsteine aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert unter dem Musikchor und in der Kreuzkapelle.

Die Barocke Weizbergkirche, von einem geistvollen Bauherren geplant, von einem genialen Baumeister in harmonischer Zusammenarbeit mit kunstfertigen Malern, Bildhauern und Stukkateuren geschaffen und durch die beispielhafte Opferbereitschaft der Bevölkerung ermöglicht, ist heute nicht nur religiöser Mittelpunkt einer ausgedehnten Pfarre, sondern auch Ziel vieler Wallfahrer und begeisterter Kunstfreunde.

(1907-2001) war Weizer und Lehrer aus Leidenschaft.
Besonderes Anliegen war ihm immer, wie er es nannte – ein volksbildnerisches Bestreben, auf die geschichtliche Vergangenheit unserer Heimat hinzuweisen.

In diesem Sinne werden hier auch seine Texte veröffentlicht, dass sie auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich werden, bzw. bleiben. Die Texte sind bis auf kleine Korrekturen in der Rechtschreibung unverändert gegenüber den Originaltexten. D.h. es kann sein, dass sie auch vom Stil her etwas antiquiert wirken.

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