Wenn hier der Versuch unternonmen wird, die Vor- und Frühgeschlchte des Weizer Raumes darzustellen, so kann dies nur auf der Grundlage spärlicher Bodenfunde geschehen, die der Heimatkunde wichtige historische Kostbarkeiten sind.
Die Steiermark ist verhältnismäßig reich an Zeugen menschlicher Bewohnung im Eiszeitalter, die man Altsteinzeit bezeichnet. Obgleich das Gebiet der Raab- und Weizklamm reich an Höhlen ist, konnte man das Auftreten für den altsteinzeitlichen Großwildjäger und früchtesammler oder einer eiszeitlichen Besiedelung einer Höhle nicht einwandfrei nachweisen.
In der Nacheiszeit gab der Mensch allmählich seine Lebensweise als Jäger auf und wurde seßhaft. Es blieben selbstverständlich die Jagd auf kleine Tiere und die Fischerei weiterhin wesentlicher Ernährungsbasis, die auch von festen Siedlungen aus betrieben werden konnte. Die Klimaveränderung begünstigte den Schritt zur Viehzucht und zum Anbau geeigneter Pflanzenarten, also zur Landwirtschaft. Wohl bestimmten ausgedehnte Wälder das Landschaftsbild, in dem aber als als Ansätze für die Besiedelung freie Stellen mit fruchtbarem Boden von Anfang an nicht fehlten. Die Tongefäßerzeugung gab dieser Zeit ein bestimmtes Gepräge. Der Holzbau, der bald die einfachen Flächtwerkhütten ersetzte, verlangte besser bearbeitete Steinwerkzeuge, die mit Quarzsand geglättet und durchbohrt wurden.
Durchbohrte Hammeräxte, die für die sogenannte Donauländische Kultur im 3. Jahrtausend v. Chr. bezeichnend sind, wurden auch im Raume um Weiz gefunden. Ein gut geglättetes Hammerbeil wurde auf dem Goller bei Arzberg gefunden, diente längere Zeit als Gewicht einer alten Bauernuhr, bis es den Weg ins Joanneum fand. Der Schneideteil eines beim Bohrloch abgebrochenen Hammerbeils wurde im September 1934 unweit der herrschaftlichen Brunnstube auf einem Acker am Fuße des Büchlberges in Urtl gefunden und wird jetzt im Schloß Thannhausen verwahrt. Weiters ist der Knaufteil einer flachen, abgebrochenen Hammeraxt aus Unterfladnitz zu erwähnen. Im Jahre 1951 wurde beim Pflügen nächst dem Wohnhaus Wolfgruben 45 bei St. Ruprecht/Raab ein durchbohrtes Hammerbeil zutage gefördert.
Diese wenigen Fundstücke, die aus dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. stammen, charakterisieren für das Weizer Gebiet das junge Dorfleben mit einer gewissen handwerklichen Arbeitsteilung, bäuerliche Vorratswirtschaft und Haustierzucht auf Rind, Schwein Ziege und Schaf.
In den ersten Jahrhunderten des 2. Jahrtausends v. Chr. machen unsere Gebiete mit dem Kupfer Bekanntschaft und bald mit der Bronze (Legierung aus neun Teilen Kupfer und einem Teil Zinn). Damit wurde die frühe Metallzeit eingeleitet. Erst die entwickeltere Bronzezeit ist im Weizer Raum in charakteristischen Fundstücken vertreten. Im Jahre 1885 fand der Jäger Karl Sallegger bei Holzarbeiten im Zetzkessel eine Dolchklinge mit vier Nieten aus Bronze. Der Griff war sicher aus einem vergänglicheren Material.
Über den Fund eines Schwertes und eines Morgensterns aus Bronze aus einem Grab der Hügelgräberbronzezeit in Krottendorf berichtete der Arzt Dr. Eduard Richter 1858. Leider fehlern genauere Ortsangaben. Der jüngere Abschnitt der Bronzezeit um 1000 v. Chr. wird Urnenfelderzeit genannt. In Flachgräbern wurde der Leichenbrand in Urnen mit Begaben bestattet. Aus dieser Geschichtsperiode stammt ein Bronzemesser aus Weiz, das in einer doppelschaligen Gußform hergestellt wurde und heute im Joanneum verwahrt ist. Leider fehlt auch hier eine genaue Fundstättenbezeichnung.
Die Ältere Eisenzeit, nach dem Fundort in Oberösterreich Hallstattzeit genannt, zeigt sich in der Steiermark voll in Entfaltung. Die Funde aus den „Fürstengräbern“ des Sulmtales wie der Kultwagen von Strettweg bei Judenburg sind weltbekannt. Sie sind heute die Glanzstücke der frühgeschichtlichen Sammlung des Joanneums im Schlosse Eggenberg in Graz. Man verbrennt in der Hallstattzeit weiterhin die Toten, bestattet aber wieder in gut kenntlichen Grabhügeln. Im Weizer Gebiet ist uns in Regerstätten ein geöffneter Hügel bekannt, in dem bescheidene Tongefäßreste gefunden wurden. Dass es einst Grabhügel in größerer Zahl gab, sagen uns die Ortsnamen wie Leber, Lebing, Leberberg – das ist die Anhöhe auf der die Taborkirche steht – Leberacker beim Schloß Thannhausen, usw.
In den letzten vier Jahrhunderten v. Chr., die mit dem Zustrom keltischer Bevölkerungsteile aus dem Westen verbunden sind, kam die La-Téne-Kultur ins Land. Ein schönes Fundstück dieser Kultur ist die Bronzefibel, die bei Schotterarbeiten am rechten Ufer der Raab unweit des Hauses Oberdorf 25 bei Mitterdorf gefunden wurden. Sie ist unserer Sicherheitsnadel ähnlich und diente zum Festhalten von Kleidteilen. Die Mitterdorfer Fibel wird als frühes Stück noch dem 3. Jahrhundert v. Chr. zugeordnet.
Aus der Verschmelzung der Hallstatt- und La-Téne-Kultur entstand die „Ostnorische Kultur“ mit den markanten Höhensiedlungen, wie der Ringkogel bei Hartberg, der Königsberg bei Tieschen und der Kulm.
Der Anschluss des Königreiches Norikum an das römische Weltreich im Jahre 15 v. Chr. leitete auch für den Weizer Raum eine neue Zeit ein und schaffte entscheidenden kulturellen Wandel.
(1907-2001) war Weizer und Lehrer aus Leidenschaft.
Besonderes Anliegen war ihm immer, wie er es nannte – ein volksbildnerisches Bestreben, auf die geschichtliche Vergangenheit unserer Heimat hinzuweisen.
In diesem Sinne werden hier auch seine Texte veröffentlicht, dass sie auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich werden, bzw. bleiben. Die Texte sind bis auf kleine Korrekturen in der Rechtschreibung unverändert gegenüber den Originaltexten. D.h. es kann sein, dass sie auch vom Stil her etwas antiquiert wirken.