Die Thomaskirche ist eine Gründung Liutolds von Gutenberg und war als religiöser Stützpunkt der Glaubensvertiefung für die Bevölkerung seines Marktes und des westlich des Weizbaches gelegenen Umlands gedacht, in dem die Gefolgsleute des Gutenbergers die Besiedelung und Rodung im 12. Jahrhundert durchgeführt hatten. Die geistliche Betreuung der Kirche war dem Pfarrer auf dem Weizberg zugedacht, in dessen Sprengel sie lag. Da das Gotteshaus eine Gründung des Grundherren war, blieb auch seinen Nachfolgern eine gewisse Rechts- und Schutzfunktion erhalten. Auch im kunstgeschichtlichen Bereich sind Zusammenhänge zwischen der malerischen Ausschmückung der Thomaskirche und Arbeiten in der Burg Gutenberg und in seiner Kapelle festzustellen (Achatuslegende). 1365 weihte Bischof Udarich III. von Seckau in Gutenberg und in der Thomaskirche Altäre.
Wie weit zur Gründungszeit für die Erhaltung der Kirche vorgesorgt wurde, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Es wird jedoch vermutet, daß ein Teil der Flur, die 1295 im Urbar des Bischofs von Seckau als bischöflicher Besitz bzw. des Pfarrers vom Weizberg ausgewiesen ist, ursprünglich zur Erhaltung der Thomaskirche bestimmt war. In den späteren Marktbüchern von Weiz sind „Grund- und Überlandstücke“ angeführt, die auf Grund von Stiftungen zur Erhaltung der St. Thomas-Kapelle dientbar waren. Der Marktrichter hatten den Zins nach dem Stiftsregister jährlich am St. Martinstag (11. November) einzuheben und in der Kirchenraitung neben dem Opfergeld abzurechnen. Geopfert wurde insbesonders bei den Gottesdiensten zu Ehren der verschiedenen Nothelfer und an den Jahrmarkttagen. Dazu kamen noch Zuwendungen in Form von Stiftungen und in Testamenten. Als 1499 Richter, Rat und Bürgerschaft von Weiz Gült und Güter in Freienstein am Kulm erworben hatten, wurden die Einkünfte aus diesem Eigen der Thomaskirche zugewendet. Aber nicht nur von Grundstücken wurde zu Martini gezinst, sondern auch für acht „Kirchen-Kühen“. Nach dem Marktbuch von 1665 stand je eine Kuh beim Adam Pauer in Weiz, bei Erhard Tödling am Göttelsberg, Georg Mauthner zu Kleinsemmering, Andre Hasenhietl in Peesen, Georg Tausses in Dörfl, Ruep Haidolt in Puchberg, Sebastian Pierpämber und Hans Pesshonnig in Untergreith.
Die bescheidenen Zinse und Opfergaben reichten natürlich nicht für größere Bauvorhaben an der Kirche oder für ihre Ausstattung. Es wurde dann die Bevölkerung, die Vogteiherrschaft Gutenberg und der umliegende Adel zu größeren Leistungen an Baumateralien und Geldspenden aufgerufen. So war es möglich, das Gotteshaus nicht nur zu erhalten, sondern es jeweils der herrschenden Stilrichtung entsprechend umzugestalten. (Romanik – Gotik – Barock).
Zur Zeit der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert wandte sich der Adel und ein großer Teil der Bevölkerung dem Protestantisnum zu. Stubenberger und Ratmannsdorfer waren Förderer der neuen Lehre geworden und unterhielten Prediger an ihren Adelssitzen. Dem grundherrschaftlichen Vorbild entsprechend bekannten sich auch viele Bürger von Weiz zu ihr. Sie hielten im Schutze der Grundherrschaft in der Thomaskirche ihre Gottesdienste ab, kauften den Kreuzacker an der Birkfelderstraße und errichteten einen Friedhof (evangelische Kirche mit Pfarrhaus). Im Juni 1600 erschien aber in Weiz die erzherzogliche Gegenreformations-Kommission, sperrte die Thomaskirche und den Friedhof sowie die protestantische Filialkirche zu Gutenberg und übergab die Schlüssel dem Pfarrer auf dem Weizberg. 1617 weihte Bischof Jakob Eberlein von Rottenbach den gesperrten Bürgerfriedhof.
Im Zuge der Gegenreformation versuchte man den katholischen Glauben neu zu beleben. Dechant Johann Wampel von Sommersdorf bemühte sich, nach Weiz den Orden der Franziskaner zu bringen und hinterließ 6000 Gulden für die Errichtung eines Klosters. Da sich mittlerweile in Hartberg Kapuziner und in Feldbach Franziskaner niedergelassen hatten, fand eine Klostergründung in Weiz keine landesfürstliche Zustimmung. Doch der Gedanke einer Klostergründung lebte weiter.
Als die Türkengefahr nach den Siegen vor Wien und in Ungarn endgültig überwunden schien, begann man in den Jahren 1687 bs 1689 unter dem Marktrichter Adam Pintz an Stelle der bestandenen Wehranlagen um die Thomaskirche, gegen den Marktplatz zu ein Wohngebäude zu errichten. Auch der Gedanke einer Klostergründung lebte neu auf. Die Bürgerschaft des Marktes Weiz überließ mit dem Übereinkommen vom 21. November 1712 dem Orden der Dominikaner zu Graz das Taborgebäude, wie das neuerrichtete Wohnhaus genannt wurde, samt der Kirche. Neben den seelsorgerischen Verpflichtungen erhoffte die Bürgerschaft einen gediegenen Unterricht für die Jugend an der Marktschule. Die Patres sollten die lateinische Sprache unentgeltlich lehren und in der deutschen Schule die Schüler durch einen Prawceptor unterrichten lassen. Auf Grund vorgebrachter Bedenken durch den Pfarrherren auf dem Weizberg wurde kirchlicherseits ein Niederlassungsverbot ausgesprochen, so daß die Dominikaner 1716 Weiz wieder verlassen mußten. „Wenn wir der Überlieferung folgen, hinterließen sie nützliche Einrichtungen: eine Bierbrauerei und die Klosterapotheke, aus der später die „Zur Maria-Hilf“ entstand.“ Zurück blieb aber eine Kluft zwischen Bürgerschaft und Kirchenführung, die in Vorurteilen, Meinungsunterschieden und Spannungen noch lange nachwirkte.
Der Wunsch nach einem ständigen Seelsorger an der Marktkirche verstummte nicht. 1745 vermachte der bürgerliche Lebzelter Matthias Pistori der Kirche im Markt einen Kelch mit Patene und in seinem Testament 1000 Gulden zur Erhaltung eines im Taborgebäude ständig wohnenden Priesters mit der Bitte an die Grundherrschaft, seinen letzten Willen zu schützen. Marktrichter und Rat sollten das Geld verwalten.
Am 29. Oktober 1753 stiftete laut Kontrakt mit der Bürgerschaft Rosina Maria Elisabeth geborene Gräfin Khevenhüller, verwitwete Gräfin Turmbrand auf Thannhausen, durch die Sicherstellung von 4000 Gulden das Benefizium (beneficium simpelx) an der Taborkirche mit der Bedingung, daß der jeweilige Priester womöglich stets „ein Weizer Kind sein soll“. Dieses ewige Benefizium wurde am 5. November 1753 von Leopold Ernst, Bischof von Seckau, beurkundet und 1759 von der Kaiserin Maria Theresia bestätigt. Durch kaiserliche Verordnung vom 31. Dezember 1791 und Ordinariatsschreiben vom 30. Jänner 1792 wurde das Benefizium in ein Kuratbenefizium umgewandelt. Seit mehr als zwei Jahrhunderten betreuen Benefiziate die alte Marktkirche zu Hl. Thomas von Canterbury und erfüllen als Seelsorger den Willen der Stifter und Wohltäter des Gotteshauses.
Erster Benefiziant war Georg Sallmutter; er wirkte bis 1792. Ihm folgten Alois Fürst, Josef Schorrer, Urban Harb, Johann Pichler, Josef Kink und Konrad Rupp. Sie teilten im Laufer der wechselvollen Zeit Freud und Leid mit der Bevölkerung des Ortes und der Pfarre. Seit 1. Juli 1950 wirkte Geistlicher Rat Titus Tockner als Kuratbenefiziat an der St. Thomaskirche.
(1907-2001) war Weizer und Lehrer aus Leidenschaft.
Besonderes Anliegen war ihm immer, wie er es nannte – ein volksbildnerisches Bestreben, auf die geschichtliche Vergangenheit unserer Heimat hinzuweisen.
In diesem Sinne werden hier auch seine Texte veröffentlicht, dass sie auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich werden, bzw. bleiben. Die Texte sind bis auf kleine Korrekturen in der Rechtschreibung unverändert gegenüber den Originaltexten. D.h. es kann sein, dass sie auch vom Stil her etwas antiquiert wirken.